Hugo von Hofmannsthal schrieb in seinem Libretto zu der 1911 in Dresden uraufgeführten Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss eine geniale Paraphrase über Sein und Schein der Wiener Aristokratie zur Zeit des Rokoko: das Auf und Ab gesellschaftlicher Strebungen, der in Marschallin und Ochs verkörperte Gegensatz zwischen echtem und falschem Adel, die Mittel von „Zwangsheirat“ und „Affaire“ sowie die typischen Figuren des jungen Günstlings, der Klosterschülerin, der Schmarotzer und Intriganten und nicht zuletzt der „Fiakerpferde“… Der Dichter lässt ein Bild von Wien entstehen, wie es als Fantasie und Clichée wohl bis heute ein ebenso liebenswertes wie wirklichkeitsfremdes Dasein führt. Symbol davon ist, man möchte fast sagen, „natürlich“ der Walzer. Obwohl es zur Zeit der Handlung einen Tanz dieser Art noch gar nicht gab, gebrauchte der geniale Musikdramatiker Strauss diesen Topos aber als musikalisches Erkennungszeichen, das ein jeder mit Wien einfach verbinden musste. Strauss scheute nicht, seinem Namensvetter Josef Strauss auch direkt zuzuwinken, wenn er sich thematisch an dessen „Dynamiden-Walzer“ anlehnte.
Der berühmte auftrumpfende Hornruf eröffnet Oper wie auch Walzerfolge. Er bleibt als Orientierung immer präsent und wird im „Walzer 2“ in der Solovioline dreivierteltaktig umgewandelt. Vereinzelt erlaubt sich Strauss den Spaß eines solistischen Kontrabasses. Und die Kostbarkeit des einzelnen Bassetthorns – ist es nicht eine Reverenz vor dem „Octavian“-gleichen Wolfgang Amadé? Fulminant wie immer gestaltet Strauss auch die Klimax: Von einem zarten Streichersatz ausgehend, schaukelt sich die Bewegung „sehr lebhaft“ zu einem großen Orchestertutti auf, auf dessen Höhepunkt das anfängliche Hornmotiv triumphierend wiederkehrt. Unwiderstehlich und mit so viel Schmelz!