1.Satz Lebhaft
2.Satz Scherzo: Sehr mäßig
3.Satz Nicht schnell
4.Satz Feierlich
5. Satz Lebhaft
1850 übersiedelte Schumann mit seiner großen Familie nach Düsseldorf. Endlich war der lang ersehnte Posten eines städtischen Musikdirektors Wirklichkeit geworden. Dass es nicht für lange sein sollte, wusste der damals vierzigjährige Komponist ja noch nicht. Vielmehr setzte der hymnische Empfang der Düsseldorfer Bevölkerung seine Fantasie in Gang. In nicht viel mehr als einem Monat schrieb er eine neue Sinfonie und ließ sich ganz vom Schwung seiner Ideen antreiben. Die Uraufführung im Februar 1851 gestaltete sich zu einem Erfolg. Der Rezensent der Rheinischen Musik-Zeitung gab mit seinem Ausdruck von einem „(…) Stück rheinischen Lebens (…)“ vermutlich den Anstoß zum Beinamen „Rheinische“. Sicher ist, dass es Schumann jedenfalls nicht um einen deutschen „Strom“ ging. Auch Spekulationen, wonach der vierte Satz mit dem „Kölner Dom“ zu tun habe könne, führen vom absoluten Kern der Musik weg. Programmmusik wie Smetanas „Moldau“, um bei Flüssen zu bleiben, war Schumanns Sache nicht.
Umso mehr ist die Rheinische in ihrer Mischung aus Feurigkeit und Zartheit typisch Schumann. Gleich der erste Satz besitzt ausgesprochenen „con brio“-Charakter, was Schumann mit dem deutschen Begriff „Lebhaft“ andeutet. Der Satz baut großteils auf einem hemiolischen Thema mit schwungvoll-melodischem Charakter auf. Ein seufzerartiges Seitenthema zeigt sich demgegenüber als zwischen Dur und Moll schwankend. In der langen Themenverarbeitung werden entfernteste Tonarten berühr und mit zwei fff-Ausbrüchen geht Schumann hier auch dynamisch an die Grenze. Ein hervorstechendes Element des Satzes – wie des gesamten Werkes – sind häufige Dreiklangsfanfaren in Hörnern und Trompeten. Eine behaglich fließende Melodie in den tiefen Streichern eröffnet den zweiten Satz. Auf und nieder schwingend legt sie das Bild von „Wellen“ nahe. Die Ketten kurzer Sechzehntel, die gleich darauf imitatorisch geführt werden, bilden einen wirkungsvollen Kontrast dazu. Dass Schumann schließlich beide Themen übereinanderlegt, entspricht seinem konstruktiven Denken. Im Trio wenden die solistischen Hörner das Geschehen nach Moll. Der Satz zeichnet ein liebenswürdiges Genrebild – kein Wunder, dass er schon bei der Uraufführung so gut ankam. Darauf folgt ein poesievolles Intermezzo. Ganz reizend ist darin eine stets wiederkehrende, aufwärtssteigende Portato-Figur aus vier Sechzehntel – romantisches Schwelgen in Reinkultur! Der vierte Satz sollte ursprünglich eine Einleitung zum Finale bilden, das gewichtige Choralthema im Kirchenstil verlangte aber offenbar nach einer eigenständigen Ausarbeitung. Die Hinzuziehung der Posaunen unterstreicht seinen dunklen und ernsten Charakter. Der Schlusssatz bildet irgendwie ein Pendant zum Kopfsatz: Dieselbe Satzüberschrift „Lebhaft“ betitelt ein abermals drängendes Musikstück, allerdings mit dem Unterschied, dass nun im geraden Takt musiziert wird. Eine Entsprechung ergibt sich auch rhythmisch. Was im ersten Satz die Hemiolen waren, sind nun die Synkopen: Sie bilden ein akzentuierendes Element voller Kraft und Saft. Bemerkenswert ist schließlich auch die Coda. Wie im Finale der zweiten Sinfonie überlagert Schumann hier kunstvoll Themen und Taktarten, auch das Choralthema des vierten Satzes klingt nochmal an. Aufwärtssteigende Blechbläserfanfaren leiten den stürmischen Ausklang ein.