1. Satz Adagio molto – Allegro con brio
2. Satz Andante cantabile con moto
3. Satz Menuetto. Allegro molto e vivace
4. Satz Adagio – Allegro molto e vivace
Der junge Beethoven war für kurze Zeit Haydns Schüler gewesen, nachdem er bereits als 16-Jähriger versucht hatte, Unterricht bei Mozart zu erhalten. Insofern steht er historischbetrachtet natürlich in der Tradition der beiden älteren Vorgänger und hat sich speziell in seinem Frühwerk an Haydn und Mozart orientiert – wie hätte er seine überragenden Zeitgenossen auch übergehen können? Trotzdem überwiegt beispielsweise in Beethovens ersten Sinfonie bereits sein ureigenes „Brio“, diese mitreißende dramatische Stringenz, die weit über Haydns Spritzigkeit und Mozarts Eleganz hinausgeht. Beethoven war als Charakter sowohl menschlich als auch schöpferisch viel zu ausgeprägt, um nur in einem „Fahrwasser“ zu
schwimmen. Seine Klangsprache hatte er vor dieser Sinfonie im Wesentlichen an Klaviersonaten und Kammermusikwerken entwickelt. Beides kommt ihm in seinem Sinfonieerstling sehr zu Gute: Die formale Experimentierfreudigkeit der Sonaten verbindet sich mit der thematischen Arbeit der Streichquartette zu einem Orchesterwerk von ungestümer, fast rabiater Kraft.
Geschrieben hat Beethoven sie 1799 in Wien, wo er sich seit 1792 niedergelassen hatte. Sie ist Gottfried van Swieten gewidmet, jenem Diplomaten von europäischem Rang, der für Haydn Oratorien-Libretti verfasst und Mozart mit den Werken Bachs und Händels bekannt gemacht hat. Möglicherweise suchte auch Beethoven in van Swieten einen prominenten Fürsprecher. Das Werk beginnt untypischerweise mit einem Septakkord – eine musikalische „Frechheit“, die weder Mozart noch Haydn so aufs Papier gebracht hätten. Mag die äußere viersätzige Sinfonieform auch erfüllt sein, solche Freiheiten zeigen, wes Geistes Kind Beethovens Erste ist. Dass er beide Ecksätze mit langsamen Einleitungen beginnen lässt, wirkt wie eine Kraftansammlung, die den folgenden Turbulenzen erst ihren „Treibstoff“ liefert. Das Andante ist als Fugato angelegt, das Menuett weist bereits jenen drängenden Charakter auf, der alle späteren Scherzi prägen wird. Für einen jungen Komponist erstaunlich, vermeidet Beethoven schon in dieser frühen Phase einen weitverbreiteten Fehler: Anstatt auszuufern und die Kraft in Wiederholungen zu erschöpfen, legte er alles konzis und durchstrukturiert an.