Egmont, Ouvertüre zum Trauerspiel von J.W. von Goethe
Goethe arbeitete an seinem Trauerspiel „Egmont“ im Wesentlichen in den 1780er Jahren. Hintergrund ist ein Aufstand der Niederlande gegen die spanischen Besatzer zur Zeit Phillip des Zweiten am Beginn des 17. Jahrhunderts. Der beim Volk beliebte Graf Egmont gerät in die Mühlen der Politik und wird am Ende aus Kalkül und zur Abschreckung hingerichtet. In dieser Figur wollte Goethe den tragischen Widerspruch zwischen individueller Größe und ihr entgegenwirkenden Schicksalskräften schildern – ein Moment, das Beethoven wohl unmittelbar angezogen haben mag, als er 1809 den Auftrag des Verlegers Härtel erhielt, zu Goethes Drama eine Bühnenmusik zu verfassen.
Die Ouvertüre setzt die heroische Grundstimmung des Stücks kongenial um. Das dramaturgische Element der spanischen Besatzung klingt in der Einleitung in Form einer spanischen sarabanda an. Schwer lastende Streicherklänge treten dabei im Gegensatz zu ziellos flehenden Holzbläser-Figuren. Wie auch an anderen Stellen in Beethovens Schaffen (Leonore-Ouvertüre, 5. Sinfonie) gestaltete er eine – hier auskomponierte – Beschleunigung zum schnellen Teil. Akzente auf schwachen Taktteilen forcieren dort weiter das Element des Tragischen. Der Satz lebt stark von einem auftaktigen rhythmischen Motiv aus drei Achteln. Nachdem Beethoven die Spannung bis auf ein Höchstmaß getrieben hat, wirkt der Jubel am Ende geradezu überwältigend. Kein Wunder, dass von allen Teilen der Schauspielmusik nur diese wie aus Granit gehauene Ouvertüre regelmäßig im Konzertsaal zu erleben ist.
Text: Dr. Stephan Höllwerth