Herausragende Begabungen erscheinen am musikalischen Himmel mitunter wie „Kometen“. Als Erklärung dafür werden mitunter familiäre Wurzeln und der „genetische Nährboden“ herangezogen. Die Familie der Bachs etwa mit ihrer unglaublichen Fülle an musikalischen Talenten, die schließlich im Fixstern „Johann Sebastian“ kulminierten, mag als Beispiel dienen. Bei Wolfgang Amadeus Mozart existiert eine derart weitverzweigte Ahnengalerie nicht. Trotzdem ist der Blick darauf interessant, in welches familiäre Umfeld W.A. Mozart hineingeboren wurde und wie sich die musikalische Begabung fortpflanzte.
Mozarts Vater Leopold (1719–1787) stammte aus Augsburg. Für ein Philosophie- und Jurastudium kam er 1737 nach Salzburg, wendete sich aber rasch seinen musikalischen Neigungen zu. Bereits 1740 trat Leopold Mozart als Geiger und Kammerdiener in den Dienst des Reichsgrafen Johann Baptist von Thurn und Taxis und stieg innerhalb der Salzburger Hofmusik bis zum Vizekapellmeister auf. Aus seiner Ehe mit der Salzburgerin Anna Maria Pertl gingen zwei musikalische Wunderkinder hervor: Maria Anna („Nannerl“) und Wolfgang Amadeus. Berühmt ist Leopold Mozart bis heute als Verfasser einer Violinschule, die die Technik und Stilistik seiner Zeit zusammenfasste.
Seinen eigenen Kindern war Leopold ein profunder Lehrer. Als sich deren besondere Begabung abzeichnete, reiste er mit ihnen durch ganz Europa. Die sich daraus ergebende Vernachlässigung seiner Dienstpflichten am Salzburger Bischofshof, führt 1777 zur vorübergehenden Entlassung von Vater und Sohn. Von den Kompositionen Leopold Mozarts haben sich nur wenige Werke im Repertoire erhalten. Insbesonders dürften es ihm naturalistische Klangeffekten angetan haben, wie sie auch in der Sinfonia pastorella mit ihren Alphornklängen auftauchen.
Das Verhältnis zwischen Mozart Vater und Sohn war gespalten. Wolfgang Amadeus muss seinem Vater trotz aller Strenge sehr zugetan gewesen sein, wie seine vielen Briefe zeugen, in denen er um das Verständnis und die Zuneigung Leopolds warb. Umso schmerzlicher war für ihn der endgültige Bruch mit dem Vater, als Wolfgang begann, eigene Wege zu gehen. Dass er den Dienst in Salzburg quittierte und in Wien Constanze Weber heiratete, missfiel dem pflichtbewussten Leopold zutiefst. Ihm blieb unverständlich, warum sein Sohn die Aussicht auf eine Beamtenstelle mit der Unsicherheit einer freien künstlerischen Existenz vertauschte. Umgekehrt wird der realistische Leopold wohl geahnt haben, dass Wolfgang mit der Verantwortung für Frau und Kinder in der pekuniären Unsicherheit einer freiberuflichen Existenz überfordert sein könnte.
Franz Xaver Wolfgang Mozart (1791-1844) war das jüngste und neben Carl Thomas das zweite überlebende Kind von Wolfgang Amadeus Mozart. Er erhielt in Wien Kompositions- und Instrumentalunterricht bei Johann Nepomuk Hummel, Antonio Salieri, Johann Georg Albrechtsberger, Sigismund von Neukomm und anderen. Ab 1808 wirkte an in Lemberg als Pädagoge und Komponist. Verdienste erwarb er sich als Mitbegründer des dortigen Musikvereins. Im Alter kehrte Franz Xaver nach Wien zurück und verstarb 53-jährig auf einer Kur in Karlsbad. Unter seinen Werken ragen zwei Klavierkonzerte heraus, die er auch selbst aufführte. Vieles ist jedoch vergessen. Sein Nachlass kam über die Vermittlung seiner Geliebten Josephine Baroni-Cavalcabò ans Mozarteum nach Salzburg.
Ein interessantes Detail am Rande: Alle drei Mozarts – Leopold, Wolfgang und Franz Xaver – waren Freimaurer.