Mozart selbst war auf beiden Instrumenten, der Violine und dem Klavier, ein begnadeter Solist. Leere Virtuosität wird man in seinen Konzerten, die er oftmals für sich selbst geschrieben hat, vergeblich suchen. Vielmehr zeichnet sie eine typisch Mozart’sche „Beseeltheit“ aus. Mozart kannte den Unterschied zwischen einem Virtuosen und einem reifen Künstler nicht nur am eigenen Leib, er konnte ihn auch in Worte fassen. Im Januar 1782 berichtet er dem Vater von einem Klavierwettstreit mit seinem Kollegen Muzio Clementi. „Nun vom Clementi! – Dieser ist ein braver Cembalist. – Dann ist auch alles gesagt. – Er hat sehr viele Fertigkeit in der rechten Hand, seine Hauptpassagen sind die Terzen. – Übrigens hat er um keinen Kreuzer Geschmack noch Empfindung. – Ein bloßer Mechanikus.“ Der Briefausschnitt verrät, was Mozart von einem Solisten forderte: nicht technisches Können allein, sondern „Geschmack“ und „Empfindung“. Man kann davon ausgehen, dass beide Eigenschaften Mozart den Sieg im Wettbewerb einbrachten, die Stelle eines Klavierlehrers bei Hofe bekam er dennoch nicht: Diese erhielt nämlich Antonio Salieri…
Das kurze Zitat gibt zugleich die Steilvorlage für die Konzertsolisten, die hier aus den eigenen Reihen der Bad Reichenhaller Philharmonie stammen. Das Motto „Sinfonie concertanti“ ist mithin doppeldeutig: Nicht nur konzertieren Musiker des Sinfonieorchesters, sie spielen auch noch Werke, die diesen Gattungsbegriff tragen. Damit meint man nämlich „Konzertstücke für mehrere Soloinstrumente“. Das berühmteste Beispiel dafür ist sicherlich Mozarts Sinfonia concertante für Violine und Viola KV 364. Diese instrumentale Kombination war Mozart vertraut, hatten doch er und auch sein Freund Michael Haydn Duos für die beiden Streichinstrumente geschrieben. (Eines davon ist im Kammermusikkonzert am 13. März zu hören.) In der konzertanten Sinfonie KV 364 ist die Viola um einen Halbton höher gestimmt – man nennt das „Skordatur“-, was die Ausführung der Doppelgriffe erleichtert und einen helleren Klang ermöglicht. Im Zentrum des Werkes steht ein herzbewegender langsamer Satz in c-Moll, der Paralleltonart des heroischen Es-Dur. Seine Entsprechung findet dieses Streicherkonzert in der Sinfonia concertante für Oboe, Klarinette, Fagott und Horn KV 297b. Zwar hatte Mozart dem Vater von Paris aus ein solches Werk für die Solobläser der Mannheimer Kapelle bereits angekündigt; Ob diese Bläser-Konzertante aber wirklich von Mozart stammt, ist trotzdem nicht gesichert. Immerhin klingt das Werk aber mozartisch genug, dass diese Frage immer noch offenbleiben kann. Eine Rarität im Konzertalltag ist die Arie „Per questa bella mano“ KV 612 für Bass und begleitenden Kontrabass – gewissermaßen eine „Sinfonietta concertante“ für Gesang und Streichinstrument, wenn man so will. Clarissa Bürgschwendtner, Kontrabassistin im Orchester, hat sich über dieses Stück auch musikwissenschaftlich geäußert. Sie geht davon aus, dass die spezielle Faktur des Kontrabassparts eigentlich eine Umstimmung des Instruments nahelegt. Diese ist im Notentext aber nicht ausgewiesen. Bei ihrer Aufführung wird Frau Bürgschwendtner die Probe aufs Exempel liefern. Darauf darf man gespannt sein!
Im Hinblick auf ein ganz anderes Instrument schreibt Mozart am 14. Februar 1778 dem Vater: „Dann bin ich auch, wie sie wissen, gleich stuff, wenn ich immer für ein Instrument, das ich nicht leiden kann, schreiben soll.“ Seitdem geistert in der Literatur Mozarts Abneigung gegen die „Flöte“ herum. Tatsache ist, dass er etliche Solowerke für sie und auch besonders erlesene Flötenquartette komponiert hat. Vielleicht muss man solchen Moment- und Affektaussagen ja gar nicht allzu viel Bedeutung beimessen.