Der Begriff „Pasticcio“ stammt eigentlich aus der italienischen Kochkunst und bezeichnet dort ein kleines „Pastetchen“, das den Gaumen kitzeln und die Menüfolge eröffnen soll. Auf die Musik übertragen meint man damit eine Zusammenstellung verschiedener kurzer Stücke von einem oder mehreren Komponisten, die das Ohr umspielen. Im 18. Jahrhundert entstanden ganze Pasticcio-Werke, bei denen Versatzstücke verschiedener Autoren zu einem Ganzen vereinigt wurden. Das ist ein künstlerisch nicht unumstrittenes Verfahren, lassen sich unterschiedliche Stilistiken ja nicht einfach automatisch kombinieren. Das Kammermusik-Pasticcio der Bad Reichenhaller Mozartwoche ist über solche Kritik aber erhaben: Hier werden nur ausgesuchte und abgeschmeckte Zutaten „verarbeitet“. Die Rezepte stammen von den drei „Haubenköchen“ W.A. Mozart sowie Joseph und Michael Haydn, als „Servierkräfte“ und „Küchenhilfen“ fungieren kammermusikerprobte Musiker der Bad Reichenhaller Philharmonie.
Kammermusik wird in diesem Orchester ja großgeschrieben. Viele Musiker engagieren sich zusätzlich zu ihrer Orchestertätigkeit regelmäßig in kleinen Ensembles. So auch das „Quartetto di sale“, das mit zwei berühmten Streichquartetten den formalen Rahmen des Konzerts absteckt. Beide Werke besitzen einen Naturbezug: Haydns „Vogelquartett“ Hob. III/1 zu Beginn und Mozarts „Jagdquartett“ KV 458 am Ende. Dazwischen lässt das Programm die Freundschaft zwischen Michael Haydn und W.A. Mozart hochleben. Einerseits erklingt mit dem Duo für Violine und Viola ein Werk aus Haydns Feder, an dem möglicherweise Mozart als „ghostwriter“ mitgearbeitet hat, zum anderen ist M. Haydns „Romance für Horn und Streichquartett“ dem langsamen Satz aus Mozarts Hornkonzert in Es-Dur KV 447 nachempfunden. Ganz geklärt sind die Gründe für diese musikalische Verwandtschaft nicht –Chefdirigent Christian Simonis wird in seiner Moderation aber vielleicht nähere Aufschlüsse dazu geben können. Wie auch immer diese „petits fours“ den individuellen Geschmack treffen, dieses Pasticcio-Konzert fügt sich nahtlos in das große „Menü“ der Bad Reichenhaller Mozartwoche 2017 ein. Und wo wir grad beim Kochen sind: Als Feinschmecker liebte Mozart etwa „Kabeljau mit Austern“, „Kapaunenragout mit Morcheln“ und „Casanova-Salat“. …