„Sein Charakter war stille, behutsam, Bescheidenheit. Rausch und Spiele waren ferne von ihm, Mäßigkeit in Denken, Reden, und auch andere Musikwerk zu beurteilen, war, was ihn beliebt und schätzenswert machte.“ Diese Worte eines gewissen Pater Gabriel Hutter im Totenbuch von Stift St. Peter zeugen von der Sympathie aber auch vom Respekt für Michael Haydn. Mag Josephs jüngerer Bruder vielleicht nicht dessen genialen Aplomb besessen haben, so musste er doch über menschliche Vorzüge verfügt haben, die ihn lebenslang der Familie Mozart nahestehen ließen. Wolfgang Amadeus schätzte M. Haydn für seine charakterliche Beständigkeit und musikalische Fähigkeit insbesondere auf dem Gebiet der Kirchenmusik sehr. Die Verbindungen zwischen den beiden Kollegen reichen zurück bis in Mozarts frühe Jugend. Als 1767 Mozarts erstes Oratorium „Die Schuldigkeit des ersten Gebots“ in Salzburg uraufgeführt wurde, sang eine gewisse Maria Lipp, die spätere Gattin Michael Haydns, die Hauptpartie. Haydn selbst komponierte zu Mozarts Erstlingsoratorium sogar noch eine Fortsetzung.
Geboren wurde Michael Haydn 1737 als Sohn eines Wagners in Rohrau im österreichischen Burgenland. Wie sein fünf Jahre älterer Bruder Joseph ging Michael im Kindesalter als Sängerknabe nach Wien. 1763 kam er nach einigen Jahren als Geiger und Kapellmeister in Großwardein als „Hofmusicus“ und „Concertmeister“ an den Hof des Salzburger Erzbischofs Sigismund von Schrattenbach. 1782 wurde er dort Nachfolger von W.A. Mozart als Organist der Dreifaltigkeitskirche. Während seines 43-jährigen Dienstes für die Salzburger Erzbischöfe schuf Michael Haydn insgesamt 360 sakrale und weltliche Kompositionen. Sein Ehrengrab befindet sich im Stift St. Peter, wo heute eine Michael Haydn Gedenkstelle an diesen 1806 verstorbenen treuen Diener der Salzburger Kirchenmusik erinnert. Eine Gelegenheit, diese und auch das angrenzende Domquartier mit seinen vielen Kunstschätzen des Erzbischofssitzes zu besichtigen, bietet das Rahmenprogramm der Mozartwoche bereits drei Tag vor diesem Konzert. Anmeldungen zu dieser Exkursion am 13. März mit inkludiertem Busshuttle von Bad Reichenhall erbittet das Orchesterbüro unter 0049-8651-7628080 bis 6. März.
Im liturgischen Kontext heute noch verwendet ist Michael Haydns „Deutsches Hochamt“. Aber auch mit anderen Messen und geistlichen Chorwerken gilt der Komponist als Wegbereiter der klassischen Kirchenmusik. Dass Michael Haydn als letztes Werk ein Requiem schrieb und es nicht vollenden konnte, rückt ihn seinem Freund W.A. Mozart sogar biographisch nahe. Aber auch außerhalb der Kirchenmusik war Haydn ein fruchtbarer Komponist von Orchestermusik. Ein Beispiel dafür ist etwa die dreisätzige Sinfonie Nr. 23 in D-Dur. Sie entstand 1779 in Salzburg und verzichtet wie einige ihrer zeitgleich entstandenen Schwestern auf ein Menuett. Erstaunlich ist aber insbesondere ihr Fugato-Finale. Die Tatsache, dass Haydn diesen Satz in barocker Manier imitatorisch anlegte, ist dabei zwar untypisch für einen Sinfoniesatz, aber noch weniger aufsehenerregend, als der Umstand, dass Mozart die ersten 45 Takte dieses Finales eigenhändig abgeschrieben hat. Neun Jahre später sollte Mozart selbst seinen letzten Sinfoniesatz, das Finale der „Jupitersinfonie“ als Fugato anlegen. Dieses „Opus summum“ ist ein Schlusspunkt unter Mozarts sinfonisches Schaffen von unbegreiflicher Virtuosität und Kunstfertigkeit. Kaum zu glauben, dass das inhaltlich so völlig anders gelagerte Konzert für Klavier und Orchester in D-Dur KV 537 im selben Jahr entstanden sein soll. Sein Anlass, die Krönung Kaiser Leopold II. in Frankfurt, verhalf dem effektvollen Werk zu seinem Beinamen „Krönungskonzert“.