Im Trauerspiel „Coriolan“ nach Heinrich von Collin wird eine tragische Verstrickung zwischen politischem System und individuellem Schicksal dramatisiert. Das mag Beethovens Phantasie gereizt haben, denn wie im „Fidelio“ kommt die Lösung des Konflikts auch hier von außen durch eine Frau. Die Tonart „c-Moll“ verwendet Beethoven immer für besonders aufwühlende Musikstücke – man denke an die Klaviersonate „Pathetique“ oder die fünfte Sinfonie. Aufwühlend ist auch die Coriolan-Ouvertüre. Gleich über dem Beginn liegt eine unheilvolle Spannung, wenn sich ein stark ausgehaltenes „c“ vor Energie in schreiartigen Orchesterschlägen entlädt. Unruhig schießt ein kurzes Motiv von einer Seite zu anderen, wie gegen Gitterstäbe ankämpfend. Diese Ausbruchsversuche führen jedoch nicht ins Freie, sondern verpuffen in ausweglosen Generalpausen. Neuer Versuch… Eine neue Melodie bringt einen ein schmalen Hoffnungsschimmer. Gestoßene Rhythmen deuten aber bald wieder auf ein Kampfgeschehen hin. Faszinierend und psychologisch sehr modern ist, wie Beethoven am Ende das renitente Hauptthema durch eine geringfügige Veränderung aufweicht und seiner Energie beraubt. Die leisen Pizzicati, mit denen das Stück schließt, sind dann nur mehr ein schwacher Widerhall der einstigen Kraft. Der Kampf ist zu Ende.