Konzert für Violine und Orchester in g-Moll op. 18

1. Satz Introduktion – Allegro moderato
2. Satz Adagio
3. Satz Finale Allegro energico

Ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte des Violinkonzerts war wiederum Beethoven. Beethovens einziges Violinkonzert trennte die Wege endgültig in solche Werke, die in der Form des Konzerts auch weiterhin die Möglichkeit sahen, dem Solisten Raum für technische Selbstdarstellung zu bieten, und solchen, bei denen sich der Solist primär in den Dienst der musikalischen Aussage stellt. Gipfelte die eine Richtung in den Virtuosenkonzerten Paganinis – sein erstes Violinkonzert kann man übrigens im nächsten Abonnementkonzert am 3. Juni hören -, so führte der andere Weg direkt zum überragenden Violinkonzert von Johannes Brahms. Entscheidende Beiträge vor Brahms lieferten auch Felix Mendelssohn-Bartholdy und Max Bruch.

Mit Mendelssohn war der 1838 in Köln Max Bruch aufgrund seiner frühen kompositorischen Erfolge schon bald verglichen worden. Nach Ausbildungsjahren in Bonn und Köln fand Bruch erste wichtige Aufgaben als Musikdirektor in Koblenz und Hofkapellmeister in Sondershausen. Ab 1891 bekleidete er den Posten eines akademischen Kompositionslehrers an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Dort war neben den Operettenkomponisten Eduard Künneke und Oscar Strauss auch der Engländer Ralph Vaughan Williams sein Schüler. Mit dem englischen Musikleben war Bruch auch sonst stark verbunden: Seine „Schottische Fantasie“ und ein bei Kriegsausbruch 1914 zurückgegebenes Ehrendoktorat der Universität Cambridge zeugen davon.

Zeit seines Lebens war Max Bruch ein großer Bewunderer von Johannes Brahms, dessen handwerkliche Überlegenheit und Ausdrucksstärke er schätzte. Über Brahms kam Bruch in Kontakt mit dessen langjährigen Weggefährten, dem überragenden Geiger Joseph Joachim. Für diesen schrieb Bruch während seiner Zeit in Koblenz sein erstes Violinkonzert op. 18. Einen wesentlichen Teil seiner Wirkung verdankt dieses Werk Bruchs genialer melodischer Begabung, die sich etwa im zweiten Satz ausdrückt. Der Sohn einer Sopranistin verstand es, die „vokalen“ Qualitäten des Soloinstruments auszuloten und auszuschöpfen. Im Finale ließ er die „Primadonna“ mit Doppelgriffen aller Art aber auch mit Virtuosität und Bravour zu Wort kommen.

Interessant ist, dass sich der bis heute andauernde Erfolg des Werkes erst einstellte, nachdem Bruch es auf Empfehlung des Dirigenten Hermann Levi grundlegend überarbeitet hatte. Dass Bruch auch noch zwei weitere Violinkonzerte geschrieben hat, ist – sehr zur Enttäuschung des Komponisten –nicht ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen. Zu sehr verblieben diese beiden Folgewerke im Schatten des ersten Konzerts, das überhaupt zu Bruchs beliebtestem Werk geworden ist.