Neben der „Rhapsody In Blue“ zählt die Tondichtung „Ein Amerikaner in Paris“ (Originaltitel: „An American in Paris“) zu Gershwins berühmtesten Stücken. Sein „Tone Poem“ entstand 1928 als Auftrag der New Yorker Philharmoniker nach Gershwins Paris-Aufenthalt zwei Jahre zuvor, bei dem er sich verglich bemüht hatte, Schüler von Maurice Ravel und Nadia Boulanger zu werden. Das schmissige Stück erlebte seine Uraufführung unter dem deutschstämmigen Dirigenten Walter Damrosch in New York, der das Werk jedoch um 120 Takte gekürzt hatte. Bei der Instrumentation wurde Gershwin von seinem Verlagslektor Frank Campbell-Watson unterstützt.
Inhaltlich wollte der Komponist mit dem zwanzigminütigen Orchesterwerk „(…) die Eindrücke eines amerikanischen Besuchers wiedergeben, der in der Hauptstadt herumstrolcht und die fremdartige Atmosphäre aufnimmt.“ Bei der Erfindung der Einleitung soll sich Gershwin an französischer Musik im Stil Debussys orientiert haben. Das Bestreben um eine typisch originale Klangatmosphäre ließ ihn sogar Pariser Taxihupen einsetzen. Das folgende Blues-Thema der gestopften Trompete zeichnet das Heimweh des einsamen Touristen nach, der sich in einem Pariser Cafe leicht angetrunken hat. Aber irgendwann hat der Amerikaner seinen „Blues“ überwunden. Wieder an der frischen Luft hebt sich seine Stimmung zum Charleston-Rhythmus der Musik. Schließlich muss auch der „Yankee“ zugeben, dass Paris gar kein so schlechter Ort sei: „Schön ist das Leben, nichts zu tun bis morgen.“ – wie Gershwin in den originalen Programmnotizen zur Uraufführung formulierte.
Gershwins „Amerikaner in Paris“ diente 1951 als Vorlage für einen gleichnamigen Spielfilm von Vincente Minnelli. Die perfekten Tanzszenen mit Gene Kelly und Leslie Caron zu Gershwins Musik zählen zu den Höhepunkten der Filmgeschichte.