Ursprünglich plante Jean Sibelius in den 90-er Jahren des 19. Jahrhunderts eine mythologische Oper über den finnischen Helden Lemminkäinen, wobei sich eine Nähe zur Figur des „Parsifal“ ergab. Wie in Richard Wagners letztem Musikdrama spielt auch in dieser Legende ein unbewusster Held die Hauptrolle, der erst Irrwege durchlaufen muss, bevor er in den Schoß der Mutter zurückkehrt. Und wie dort wird Lemminkäinen mit einem heiligen Tier konfrontiert. Wie im Parsifal versucht die Hauptfigur einen zur Toteninsel Tuonela gehörenden Schwan zu töten. Das gelingt ihm aber nicht, vielmehr verliert er bei dem Mordversuch selbst sein Leben. Aus der Oper wurde zwar nichts, wie Sibelius auch in weiterer Folge keine Opernpläne mehr verfolgte, Themen der Vorlage fanden aber in einer Suite op. 22 Wiederverwendung, deren zweiter Satz die ursprünglich als Ouvertüre gedachte sinfonische Dichtung „Der Schwan von Tuonela“ wurde. Dabei handelt es sich um ein kurzes, aber enorm verdichtetes Musikstück von einer ergreifend schwermütigen Grundstimmung, an der ein Englischhorn-Solo einen großen Anteil hat. Dunkle Streicher malen mit Pauke und Harfe eine mystische Klangkulisse für den um die Toteninsel treibenden „Schwan“ – eines der berühmtesten Soli für dieses Instrument in der Musikliteratur.