Bereits sehr früh war sich der in Pennsylvania geborene Samuel Barber seiner kompositorischen Begabung bewusst. Er studierte am Curtis Institute of Music in Philadelphia und wurde 1935 Mitglied der American Academy in Rom. Ein Jahr später schrieb er sein Streichquartett in B-Dur op. 11. Dessen elegischer zweiter Satz gelangte in der Bearbeitung für Streichorchester nach der Uraufführung unter Arturo Toscanini zu Barbers zu großem Ruhm. Immer wieder wird dieses getragene „Adagio for Strings“ bei feierlichen Anlässen und zur Untermalung in Filmen verwendet.
Dessen ungeachtet ist dieser langsame Satz kein sentimentaler „Tränendrücker“, sondern ein formal gebändigtes Musikstück von schlichter Größe. Der anfängliche Harmoniewechsel von es-Moll nach F-Dur bringt eine zarte Melodie ins Fließen, die sich bis zum Höhepunkt auf Fes-Dur (!) steigert und höher schraubt. Nicht nur die Tonarten bekräftigen insgesamt den dunklen Eindruck, auch der Klang der geteilten Celli verschiebt die Skala weitgehend in den unteren Bereich. Der mystische Ausklang verhallt im Nichts. In seiner lyrischen Intensität sucht Barbers Adagio seinesgleichen.