Piazzolla hat seine Laufbahn als Virtuose auf dem Bandoneon begonnen. Darunter versteht man ein Handzuginstrument in der Tradition der „Konzertina“, also ein Harmonika-Instruments mit vier- oder sechseckigem Querschnitt. Der Name leitet sich von seinem Erfinder Heinrich Band ab, der die Urform um die Mitte des 19. Jahrhunderts entscheidend verbessert hat. 1979 setzte Piazzolla „seinem“ Instrument mit einem eigenen Konzertwerk ein Denkmal. Es ist nach Südamerikas höchstem Gipfel Aconcagua benannt. In der halbstündigen Komposition werden viele Spiel- und Klangmöglichkeiten des Bandoneons ausgeschöpft. Es wäre aber keine echter Piazzolla, wenn die Musik nicht weit über das bloße Zur-Schau-Stellen technischer Finessen hinausgehen würde. Vielmehr changierte die Musik ständig zwischen kraftvoller Energie und nachdenklicher Melancholie.
Pauken und Streicher geben anfangs einen ziemlich dumpfen Untergrund für das Soloinstrument, das inmitten rhythmisch aufgeheizter Orchesterstellen beinahe einsam und verloren wirkt. Der zweite Satz beginnt ebenfalls mit einem längeren nachdenklichen Solo, die Harfe und Sologeige in eine zarte Farbmischung hüllen. Spätestens mit dem Eintritt der Pauken wendet sich die Musik über den auffallenden, absteigenden Bässen wieder dunklen Farben zu. Verschobene Rhythmen sorgen zu Beginn des dritten Satzes für eine aufgekratzte Stimmung. Man meint, die Hektik und das Getriebe einer Großstadt – Buenos Aires? – zu spüren, bevor ein ruhigerer Abschnitt für Entspannung sorgt. Dieser könnte bildlich gesprochen in einer „verrauchten Hafenkneipe“ spielen. Dort verweilen wir aber nicht lange. Ein sich steigernder Aufschwung führt uns wieder das weite Meer vor Augen.