Allegro maestoso
Quasi adagio
Allegretto vivace – allegro animato
Allegro marziale animato
Franz Liszt war als Pianist, Komponist und Musikschriftsteller eine der einflussreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Auch auf dem Gebiet der Klaviertechnik wirkte er bahnbrechend. Vor Liszt hatten Beethovens Klavierkonzerte den pianistischen Stand der Dinge markiert und die Latte hoch gelegt. Liszt seinerseits verschaffte dem Klavier nun eine Strahlkraft und Brillanz, die unter dem Eindruck von Paganinis Violinspiel über Beethovens Klaviertechnik noch hinausführte. Er war berühmt für seine donnernden Oktaven, die nur mit dem Daumen gegriffenen Melodien in den Mittelstimmen, die weiten Sprünge in der linken Hand, seine schillernden Klangarabesken und perlenden Tonkaskaden. Solche Techniken kehren auch im ersten Klavierkonzert wieder, an dem Liszt mit Unterbrechung 20 Jahre lang gearbeitet hat. Begonnen wurde es 1832, uraufgeführt 1855 unter der Leitung seines Kollegen und Bewunderers Hector Berlioz. Der Komponist selbst saß am Flügel.
Ein markantes Einleitungsmotiv eröffnet das in vier Abschnitte unterteilte, einsätzige Werk. Dem heroischen Beginn folgt eine Passage, in der das Klavier lyrische Einwürfe von Klarinette und Solovioline umspielt. Im wiegenden Mittelteil (12/8-Takt) entspinnt sich ein weitgespannter Dialog zwischen gedämpften Streichern und dem Soloinstrument. Weiche Holzbläser-Soli leiten über zu einem Scherzo-Abschnitt im Capriccio-Charakter, der im Ausdruck an Liszts bizarren „Gnomenreigen“ erinnert. Das Anfangsmotiv kündigt jedoch bald ein marschartiges Schluss-Allegro mit Triangel und Becken an. Finale Trompetenstößen führen das kompakte Werk, in dem keine eigentliche Solokadenz vorgesehen ist, zu einem triumphalen Abschluss.