„Gli ucceli“ – Suite für kleines Orchester

Preludio
Die Taube
Die Henne
Die Nachtigal
Der Kuckuck

Dort, wo das Autograph der „Barbiere“-Partitur lagert, dort befindet sich auch der Geburtsort Ottorino Respighis – Bologna. Als Orchestermusiker verschlug es den vielseitigen Musiker bis nach St. Petersburg, wo er die Gelegenheit nutzte, bei Nikolai Rimskij-Korsakow, dem genialen Lehrer und Instrumentator, Unterricht zu erhalten. Ein Beispiel für Respighis neoklassizistische Phase als Bearbeiter ist seine Suite für kleines Orchester „Gli ucceli“ („Die Vögel“). Klavierstücke des 17. und 18. Jahrhunderts werden hier für kleines Orchester im impressionistisch angehauchten Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts gesetzt.

Ein Präludium nach Bernardo Pasquini (1637-1710) versetzt uns zu Beginn gleich in eine festliche Stimmung – als ob wir uns einreihen würden in den langen Zug der Vogelbeobachter, die bei der Vogelschau auf Wunder hoffen. Der erste Satz, die „Taube“ nach Musik des Lautenisten und Komponisten Jacques de Gallot (ungefähr 1625-1695) legt kunstvoll die sanfte Oboenmelodie über gleitende Harfenwellen. In der „Henne“ nach Jean Phillippe Rameau (1683-1764) laufen Hühner aufgeregt hin und her, picken unentwegt nach Körnern und lassen zwischendurch ihre schrillen Schreie hören. Im nächsten Satz verströmt eine „Nachtigall“ ihren Wohllaut direkt ins Gemurmel der Nacht hinein. Flöte und Holzbläser malen ausgehend von der einfach gehaltenen Vorlage eines anonymen Volksliedes eine wahrhaft „pittoreske“ Szene. Im „Kuckuck“, wieder nach Bernardo Pasquini, trällern zahlreiche „Kuckucke“ ihre kleine Terz vor sich hin, sogar die Celesta darf zu Wort kommen.

Respighis „Vögel“ sind ein heiteres kleines Werkchen, das von den politischen Verhältnissen Italiens zur Entstehungszeit 1927, also der Schreckensherrschaft Mussolinis, freilich nichts, aber auch gar nichts durchschimmern lässt…

Text: Stephan Höllwerth