- Satz Allegro
- Satz Larghetto
- Satz Gavotte: Non troppo allegro
- Satz Finale: Molto vivace
Prokofjews „Klassische Sinfonie“ ist der freche Wurf eines 25-jährigen Komponisten, geschrieben am Höhepunkt des ersten Weltkriegs in den Jahren 1916 bis 1917. Meisterhaft changierte Prokofjew hier zwischen der Bewunderung klassischer Stilprinzipien und ihrem respektlosen In-Frage-Stellen: „Meint er das nun ernst oder ist es eine Karikatur?“, wird man sich beim aufmerksamen Hören fragen müssen. Die thematischen Einfälle klingen zunächst vertraut, beim näheren Betrachten zeigen sie aber rasch unerwartete harmonische, rhythmische und klangliche Wendungen. Im Orchestersatz kommt zudem eine Unzahl kleiner, ja allerkleinster Partikel bestehend aus Begleitfiguren oder Trillern hinzu, die dem Klangbild zwar eine enorme Raffinesse verleihen, mit dem Epitheton „klassisch“ aber nur schwer vereinbar sind. Was man an Prokofjews Partitur am meisten bewundern muss, ist nicht die klassische Einfachheit, sondern wie und wo er darüber in übersprudelnder Gedankenfülle hinausgeht – getaucht in Nostalgie angesichts einer verlorenen „heilen Welt“…
Zu den Hauptaspekten dieses „Unklassischen“ gehört besonders die Instrumentation. Wie einfallsreich der Komponist das durch und durch klassisch besetzte Orchester einsetzt, wie er die Instrumente in extreme Lagen, an den Rand des Unhörbaren oder zu expansiver Klangfülle führt, wie er den Gesamtklang in Figurationen immer wieder auffächert und aufbricht, weist Prokofjew als jenen genialen Schüler Rimsky-Korsakows und Ljadows aus, der er während seiner Ausbildung am Moskauer Konservatorium war. Darüber hinaus sind insbesondere die Ecksätze von einer Verve gekennzeichnet, für die auch der Pianist Prokofjew bekannt war. Ein kleines Juwel findet sich im Larghetto – „molto dolce“ schweben die ersten Violinen über zart hingetupften Basslinien. Das hat Charme und Inspiration – so wie das ganze, klein-große Werk!
Text: Stephan Höllwerth