Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 7

1.Satz Allegro maestoso
2.Satz Romanze: Andante non troppo con grazia
3.Satz Allegro non troppo


Von Alma Mahler-Werfel ist eine abschätzige Äußerung Gustav Mahler über die auch in künstlerischen Dingen partnerschaftliche Ehe zwischen Robert und Clara Schumann überliefert. Mahler war der Ansicht, dass „zwei Komponisten nicht unter einem Dach wohnen könnten“. Damit versuchte das Alma auferlegte Komponierverbot zu rechtfertigen. Welche Frau würde sich das heute gefallen lassen? Freilich hat auch Alma sich dafür später auf ihre Art an Mahler gerächt, indem sie ihn mehrmals betrog.
Erst einige Jahre ist es her, seitdem die Klaviervirtuosin Clara Schumann auch als Komponistin wahrgenommen wird. Komponiert hat sie zwar schon seit ihrer Jugend – Tänze, Variationen, Walzer etc. für Klavier -, als Komponistin ernstgenommen wurde sie aber von ihrer Umwelt nicht. Für eine Frau schickte es sich im 19. Jahrhundert eben nicht zu komponieren. Umso größeren Mut muss man Clara dafür attestieren, dass sie im zarten Alter von 16 Jahren mit einem eigenen Klavierkonzert an die Öffentlichkeit getreten ist. Ausgerechnet Felix Mendelssohn-Bartholdy dirigierte die Uraufführung in Leipzig: der berühmte Mendelssohn, dessen eigene hochbegabte Schwester Fanny als Komponistin eine ebensolche Schattenexistenz führte.
Clara Schumanns Klavierkonzert ist ohne Robert Schumann nicht zu denken. Nicht nur entpuppte sich Claras Beziehung zu dem neun Jahre Älteren als die, ihr ganzes späteres Leben prägende Schicksalsbegegnung, Robert hatte im konkreten Fall auch als Instrumentator einen entscheidenden Anteil an der Endgestalt des Konzerts. Zudem gab Robert auch noch biographisch einen Anlass, indem er sich überraschend mit Ernestine von Fricke verlobte. Clara reagierte auf diese Brüskierung ihrerseits mit der Hinwendung zu einem befreundeten Cellisten. Im zweiten Satz des Klavierkonzerts ließ sie das Cello auffällig intim mit dem Klavier dialogisieren – so ähnlich wie ihr späterer Seelenverwandter Johannes Brahms es in seinem zweiten Klavierkonzert handhaben sollte. Dass Roberts Verlobung in keine Heirat mündete, sondern er sich wieder Clara zuwandte, ist hinlänglich bekannt.
Formal gesehen folgt Claras Konzert dem gängigen dreisätzigen Aufbau. Einem majestätischen Eröffnungssatz und der erwähnten Romanze folgt als Finale ein tänzerischer Abschluss, der vor technischen Schwierigkeiten nur so strotzt. Clara, die mit enorm großen Händen gesegnet war, brachte damit den Stand ihrer pianistischen Möglichkeiten zu Papier. Sprünge, Glissandi und Raffinessen aller Art dominieren, die Tonart wechselt häufig zwischen a-Moll, As-Dur und A-Dur. Möglicherweise liegt in der Wahl dieser Tonarten auch ein geheimes poetisches Programm: Wenn man „As-Dur“ als die Tonart von Roberts cellospielendem Rivalen ansieht, dann würde das Finale sozusagen einen „Kampf um den richtigen Gefährten“ repräsentieren, ausgefochten auf harmonischem Terrain. Den Sieg trägt nach einer rasanten Stretta das „A-Dur“ davon – bei Robert Schumanns eigenem Klavierkonzert in a-Moll sollte es später genauso sein.
In ihrem Klavierkonzert zeigt sich Clara Schumann als eine außergewöhnlich fantasiebegabte, schöpferische Frau. Sie hat diese Fähigkeit allerdings nicht für wichtig genug erachtet, sondern sie den Pflichten als Interpretin, Gattin und Mutter untergeordnet. Nach Robert Schumanns Tod gab sie das Komponieren für immer auf.