Ouvertüre Andante con moto – Allegro
Scherzo Vivo
Finale Allegro molto vivace
Robert Schumann verfügte über eine musikalisch-literarische Doppelbegabung. In der Jugend noch unschlüssig, begeisterte ihn schließlich Paganinis Spiel für die Musikerlaufbahn. Nach dem Scheitern seiner eigenen Pianistenpläne jedoch gründete Schumann 1834 die „Neue Zeitschrift für Musik“ und übte als Chefredakteur einen weitreichenden musikkritischen Einfluss aus. Dafür erfand er sich drei Rollen – wohl Facetten seiner eigenen Persönlichkeit: den sanften Eusebius, den ritterlichen Florestan und den vermittelnden Meister Raro. Diesen Typen begegnet man auch in Schumanns Werken wieder: Ritterliche Florestan-Themen mit gezackten Rhythmen stehen melancholischen, in sich kreisenden Eusebius-Melodien gegenüber. „Raro“ kommt wohl am ehesten in den kontrapunktischen Satztechniken zum Ausdruck, die Schumann virtuos anwendete.
Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52 entstanden 1841 nach der Uraufführung von Schumanns erster Sinfonie. Das Werk stellt sich als dreisätzige Sinfonie ohne langsamen Satz dar und tatsächlich hatte Schumann überlegt, ob er das Werk „Symphonette“ nennen sollte. Die Leipziger Uraufführung am Nikolaustag 1841 brachte noch nicht den gewünschten Erfolg. Erst eine bis 1845 dauernde Umarbeitung führte schließlich zur Drucklegung. Die Ouvertüre gestaltet sich als ein Sonatenhauptsatz mit Einleitung, aber ohne Durchführung. Im Scherzo bricht sich ein feuriger 6/8-Rhythmus Bahn, das lyrische Trio kehrt zwei Mal wieder. Das stürmische Finale erinnert in der Faktur an den Schlusssatz der zeitgleich entstandenen zweiten Sinfonie.
Eine Besonderheit von Schumanns Orchesterwerken ist seine an Beethoven geschulte Instrumentation. Die Errungenschaften des zeitgleichen Berlioz – sie werden in der Folge zu den subtilen Klangmischungen Liszts und der psychologischen Klangfarbenästhetik Wagners führen – hat Schumann noch nicht aufgegriffen.