Jan van Gilse war ein in Deutschland ausgebildeter holländischer Komponist und Dirigent. Nach seinem Studium bei Engelbert Humperdinck in Berlin und einem zweijährigen Italienaufenthalt siedelte er sich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in München an. Während des ersten Weltkriegs kehrte er mit seiner Familie nach Holland zurück und wurde Rektor des Konservatoriums in Utrecht. Er geriet in Gegensatz zur deutschen Besatzung und verlor im Widerstand zwei Söhne. Wenig später starb auch van Gilse selbst an einer tödlichen Krankheit.
Seine „Drei Tanzskizzen“ wurden 1926 komponiert. Jeder der drei Sätze hat einen eigenen Tanz zum Thema: der erste das Menuett, der dritte den Tango und der zweite den Walzer. Dieser Mittelsatz wird vom Soloklavier eingeleitet und führt zu einem Thema, das in seiner Schlichtheit an ein Wiener Lied erinnert. Allerdings gleitet die Harmonik mitunter ins Impressionistische ab. Die Stelle, an der das kleine Orchester einsetzt, klingt ein bisschen wie Schrammelmusik. Immer wieder treten Orchestersoli mit dem Klavier in Dialog: Klarinette, Fagott, Horn und Violoncello sorgen für klangfarbliche Abwechslung. Gegen Ende nimmt van Gilses reizende „Walzergroteske“ Fahrt auf. Eine letzter Schrammeleinschub sorgt für kurze Nostalgie, dann geht’s frisch und frech zur Tür hinaus.
Der Komponist zeigt sich in diesem Werk als erfindungsreicher Musiker mit stilistischer Flexibilität, der glänzend instrumentiert und verschiedenste Genres beherrscht. Er weiß das Soloklavier geschickt in Szene zu setzen und verschafft dem Zuhörer eine vergnügliche Promenade durch die Welt der Tanzmusik – freilich auf höchstem Niveau.